Platz 3 - Wellnessmersiel (Ostfriesland)

Nach dem Pangea Festival Ende August waren meine Freundin und ich von den dortigen Ekstasen dermaßen im Eimer, dass wir uns danach kurzfristig überlegt haben ins Ostfriesland zu fahren und dort ein bisschen die Inseln und die Landschaft zu erkunden und vielleicht doch den ein oder anderen Grog zu trinken.

 

Auf dem Weg dorthin kam uns die großartige Idee zu schauen, ob es dort nicht in der Nähe eine Therme gibt. Und tatsächlich war dem auch so und tatsächlich hatte ich die Therme namentlich auch schon einmal auf dem Schirm. Im wunderschönen Mini-Örtchen Nessmersiel befindet sich nämlich das WellNessmersiel (was für ein großartiges, geniales und zugleich bescheuertes Wortspiel :D).

 

Wir haben uns also nicht lumpen lassen und haben uns auf kürzestem Wege auf dem Weg dorthin gemacht. Angekommen, war ein kleiner schnuckeliger Parkplatz vorhanden, auf dem auch gar nicht viele Autos vorhanden waren. Corona? Geheimtipp? Pures Glück? Wir wollten uns überraschen lassen. Aber von außen konnte man bereits feststellen, dass es weniger eine Therme als ein Spa ist (was ich grundsätzlich immer begrüße).

 

Kurzerhand haben wir das Spa betreten und waren direkt etwas verdutzt und ein wenig am Lachen. Denn im Eingangsbereich gegenüber von der Rezeption befand sich ein offener Friseursalon. Auf´m Dorf ergeben sich einfach wahnwitzige Symbiosen, die das Gesamtbild in diesem Fall aber noch charmanter gemacht haben.

 

Wir wurden nach unserer Anmeldung vom Inhaber und Chef-Saunameister Uwe herzlichst in Empfang genommen. Selbst stand er vor uns nur in Kilt und mit Handtuch um den Hals – so wie es sich für einen wahren Saunameister gehört (und ich weiß wovon ich spreche).  Wir durften sogleich in die Umkleidekabine – Damn… Badelatschen vergessen… Aber Uwe stand uns gleich zur Seite und wir konnten welche leihen. Wieder zurück in die Kabine. Aber eigentlich benötigt man die Kabine nicht wirklich. Ich habe mich umgezogen und nur meinen Saunameister-Kilt angezogen, DENN (ein Weltwunder) im gesamten Spa herrscht Textilfreiheit. Badesachen von Grund auf im gesamten Spa verboten. Das Paradies für einen Nudisten wie mich. Unsere Taschen haben wir im Anfangsbereich auf einer Ablagefläche verstaut und haben sofort das Spa erkundet bzw. eine kleine, aber feine Führung von Saunameister Uwe erhalten.

 

Los geht es mit dem großen „Tepidarium“. Ich weiß nicht warum ich dieses Wort noch nie zuvor in einer Therme gesehen habe. Es klingt so weise, wohlwollend und entspannend. Im Prinzip ist das Tepidarium ein lauwarmer Raum zum Entspannen und mit den klassischen Fußbecken zur Vorbereitung des Körpers auf die Hitze. Aber selbst diese Fußbecken wurden hier elegant eingesetzt im römischen Mosaikstil in Form eines Brunnen. Stil wird hier vollkommen gelebt. Hinter einer Wand befinden sich zwei Duschen und in einem kleinen Nebenraum Sitzmöglichkeiten mit Acker-Blick für „Snack und Schnack“, denn auch kleine Köstlichkeiten können frisch ins Spa bestellt und dann hier verzehrt werden.

Links vom Fuß-Brunnen und damit halbwegs gegenüber befinden sich das Dampfbad UND das Hammam. Auch ein äußerst seltener Anblick. Aber leider war beides aufgrund von Corona noch gesperrt…

 

Ein paar Meter weiter befanden sich dann allerdings die finnische Sauna und die Bio-Sauna. Beides klein, aber mehr als fein. In beide Saunen passen schätzungsweise 5 – 8 Personen, je nachdem wie sehr man kuschelt. Die Finnische hat mit ihren knappen 95 Grad uns zum Anfang gleich richtig eingeheizt. Danach zum „Abkühlen“ noch ein Sprung in die 80 Grad warme Bio Sauna und ein bisschen runterfahren.

Nach den ersten beiden Saunagängen sind wir leicht bekleidet, wie es hier ja erlaubt ist, weiter nach hinten durchgegangen und wollten zum Schwimmbecken. Aber auf dem Weg dorthin wurden wir von Saunameister Uwe und seinem zweiten Saunameister abgefangen und wir mussten uns erst einmal über meine ganz eigensinnigen und ungewöhnlichen Saunameister-Tätigkeiten austauschen und herzlichst lachen. Bis Saunameister Uwe meinte, dass ich die nächste Saunarunde schmeißen muss und er alles sehen will was ich normalerweise auf Festival auch in meiner Sauna abziehe. Und natürlich lässt Saunameister Sven sich nicht lumpen!

 

Aber bevor es zum Party-Aufguss geht hatte ich noch ein bisschen Zeit und wir sind ins Bad zu dem großen Schwimmbecken. Vom Schwimmbecken aus hatte man über die vollverglaste Außenfassade einen grandiosen Blick auf…. ACKER und Natur in ihrer reinsten Form. Welch eine Erholung für Körper und Sinne. Aber nun ab ins Wasser, NACKT. Denn das gesamte Spa ist immer noch textilfrei. Welch eine Erlösung den Aal mal frei schwimmen lassen zu können. Und das Wasser hat dabei auch noch angenehme Temperaturen, die zum Verweilen einladen, sodass man länger als üblich im Becken bleiben möchte und bleibt.

Aber wenn man in die Pflicht genommen wird, dann muss man auch abliefern. 17 Uhr. Saunameister Sven gibt eine Gast-Session. Die Menschen „stürmen“ schon vor meinen Augen zur ausgewählten Sauna (eine weitere Finnische Sauna in einem kleinen Häuschen auf dem Außengelände). Ich bereite noch schnell mein Aufguss-Aroma vor. Und dann geht es los. Auch hier leider nur weniger Gäste als üblich aufgrund von Corona. Aber das macht nichts. Denn ich habe die Herausforderung gesehen: 1. Aufgrund der Spontanität kein Alkohol; 2. Ein deutlich älteres (und vernünftigeres) Klientel als üblich. Aber am Ende habe ich die Herausforderung gemeistert, die Leute haben gelacht und meine Show gefeiert. Zum Schluss noch Sitting Ovations und ich habe abgedankt. Den Einsatz werden die Gäste wohl so schnell nicht wieder vergessen.

Zum Ausklang noch ein paar kleine private Saunarunden, ein gefühltes Nickerchen im Ruheraum und ein ausgiebiger Plausch mit Saunameister Uwe und ein paar anderen Gästen. An dieser Stelle muss man auch noch einmal erwähnen und loben, dass sich Uwe die ganze Zeit herzlichst um uns gekümmert hat. Uwe hat für meine Freundin ein Haargummi beim Friseur besorgt, wir konnten Badelatschen leihen, haben eine ausgiebige Führung, ich durfte Gast-Aufgießer sein, uns wurde bei der Auswahl der Gaststätte für den abendlichen Schmaus geholfen und wir haben eine Privatberatung für die weitere Reise bekommen.

Ganz ehrlich?

Würde das WellNessmersiel in oder nahe Hamburg liegen, wäre ich mindestens einmal die Woche dort. Wer also in der Nähe wohnt, dort einmal in die Gegend reist oder auf der Durchfahrt vorbei fährt, der bekommt von mir die eindeutige Empfehlung hier vorbeizuschauen und dieses unglaubliche Nackidei-Paradies zu genießen.

 

Vielen Dank an Uwe und Kia – bis zu unserem nächsten Besuch :)

 

 

Hier geht es zur Website vom WellNessmersiel: https://www.wellnessmersiel.com/

 

 

 

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