Alles über die SVauna (Sauna des Sven)

Wie kommt man eigentlich auf so eine bekloppte Idee?

 

Seit nunmehr 2016 bin ich bekanntermaßen als Saunameister Sven unterwegs (wie ich damals dazu kam findet ihr in der Rubrik "How to Saunameister"). Aber wenn man sich als Deutschlands einziger Festival-Saunameister anpreist, ohne eine eigene mobile Sauna zu haben, dann gestaltet sich die Umsetzung leider schwieriger als damals gedacht. Das Potenzial war von Anfang an da und viele Festivals hatten Interesse an meinem Konzept - nur leider war kein Festival bereit sich auf eigene Kosten eine Sauna anzuschaffen, damit ich in dieser arbeiten kann. Blöd gelaufen, dass mein Konzept aber auf dieser Annahme jahrelang ruhte. 5 Jahre lang war ich demnach nur auf dem Pangea Festival unterwegs, da diese ja ihre eigene schwimmende Sauna haben, in der auch mein Dasein begann.

 

Aber so kann es ja nicht weitergehen... Auch wenn Corona für mich in jeglicher Hinsicht keine einfache Zeit war, kam mir Anfang 2021 auf Gran Canaria im Urlaub nach ein paar Flaschen Vino der zündende Gedanke: "Vielleicht sollte ich nun doch all meinen Mut und Charme zusammenpacken und die coronafreie Zeit nutzen, um meine eigene mobile Sauna zu bauen und den Markt aufzumischen"! Natürlich hatte ich den Gedanken schon öfter davor, aber so ein Bau fordert viel Zeit und viel Geld. Aber irgendwann muss man auch mal auf Risiko spielen - und ich glaub(t)e an mich, NEIN, ich brenne für mein Business!. Und wer so verrückt ist wie ich, in einer Sauna so verrückte Sachen abzuziehen, der dürfte allemal auch verrückt genug sein, um eine eigene mobile Sauna zu bauen.

 

Muss man für solch einen Bau nicht außergewöhnlich handwerklich begabt sein?

 

Eindeutig! Nur leider habe ich schon mein Leben lang 2 linke Hände gehabt. Also wie löst man das Problem? Ich habe die Idee grob ausgefeilt und dann von den Kanaren aus meinen ältesten besten Freund per Whats App angetickert. Den tiefgründigen Chatverlauf will ich euch nicht vorenthalten:

Wie geht man solche eine Umsetzung an? Wie baut man?

Gesagt, getan, haben wir uns über gute 2 Wochen hinweg alles Mögliche an Wissen zum Bau einer mobilen Sauna angeeignet und im Anschluss die Material- und Zeitplanung vorgenommen, sowie technische Zeichnungen angelegt. Das war eindeutig genug Futter, um sich sicher zu sein, dass wir das schaffen und was ungefähr auf uns zukommt.

 

Aber eins muss ich sagen. So viel Schwein wie ich, haben nur wenige. Ein paar Wochen nachdem ich alles Holz eingekauft hatte, kam es zur Holzknappheit und die Preise schossen durch die Decke. Hätte ich also nur 2 Wochen länger gewartet, dann hätte ich mir das Projekt glatt abschmieren können. Aber auch ein dickes Huhn findet mal eine Sauna (oder wie das Sprichwort ging).

 

Im ersten Schritt haben wir einen passenden Anhänger von Koch Anhängerwerke (bei so einem Monsterprojekt fühlten wir uns mit einer Qualitätsmarke wie Koch sicherer) gekauft und diesen für die Außenwände vorbereitet. Denn wir wollten die Blockbohlen (Außenwände) über Gewindestangen führen, um für die notwendige Sicherheit und Stabilität zu sorgen. Danach haben wir die Blockbohlen abgeholt - ja, zu dem Preis mussten wir die Blockbohlen leider persönlich aus Niedersachsen abholen - ohne wirklich realisiert zu haben, dass diese vor Ort nur in 7 Meter Länge gelagert werden. Also mussten wir vor Ort per Kettensäge alle Bohlen einzeln grob zurechtsägen. Das Chaos nahm seinen Lauf und spätestens hier wurde uns bewusst, dass das Meiste anders kommen wird als erwartet oder geplant (und wir sollten Recht behalten... :D).

 

Also mit den Blockbohlen ab zurück zu unserer "Sauna-Werft" und erstmal eine Flasche guten Whiskey aufmachen. Wir haben im Laufe der Zeit gemerkt, dass wir zumindest bei den Wochenend-Arbeiten mit einem Schuss Whiskey produktiver, effektiver und aktiver waren als ohne (und natürlich auch lustiger).

 

Die Gewindestangen hatten wir mittlerweile auf den Außenseiten des Anhängers angebracht. Es war also an der Zeit die Wände zu setzen. Wir müssen als nur ein paar Löcher für die Gewindestangen in die Blockbohlen bohren. Doch dann fing mein kranker Kopf (zum Glück rechtzeitig an) sich Sonderwünsche einfallen zu lassen, für die weitere Bohrungen in den Außenwänden vorgesehen werden mussten.

"Wie wäre es mit Sauna-Lautsprechern in der Decke?" Kann man machen, müssen nur Strom und ausreichend Lautsprecherkabel durch die Wände führen.

 

"Uh uh uh... Beleuchtung drinnen wäre auch noch wichtig. Aber versteckt. Mit Farbwechsel. Und natürlich hitzeresistent." Da kam mir schon das erste größere Augenrollen entgegen. Pläne verwerfen und neu ausarbeiten.

...und dann war da ja noch der Supergau: "Zu jedem guten Saunagang gehört im Anschluss eine ordentliche Abkühlung. Aber mit Stil." So kamen wir auf die ganze verrückte Idee Wasserleitungen durch den Boden und die Wände zu führen, um auf der Rückseite der Sauna unsichtbare Duschen zu haben.

Zurück zu den Löchern in den Blockbohlen. Dies bedeutete für jede Blockbohle im Schnitt 3 Löcher, die man je 3 Mal an- bzw. durchbohren musste. Ich will gar nicht mutmaßen wie viele gefühlte 1.000 Löcher wir gebohrt haben. Viel schlimmer waren fast nur die geschätzten 3.000 Schrauben, die wir verarbeitet haben :D

 

Gesagt, gemacht, getrunken, getan. So haben wir die Außenwände peu a peu hochgezogen und die Höhe auch nur grob geschätzt. Aber gute 3,5 Meter wurden es am Ende doch.

 

Was ist das Herzstück der SVauna?

 

Na, was wohl? Nein, nicht ich.. ..ich bin nur das längste Stück der Sauna. Es ist selbstverständlich der Ofen. Auch hier ging es in der Vorbereitung lange hin und her. Verrückte Ideen kamen ins unsere kleinen Hirne. Unorthodoxe Ideen! Wir wollten auf jeden Fall einen Ofen, der mehr als imposant ist. Und kamen dann im ersten Ansatz auf einen "Bullerjan" (Kaminofen), den wir zum Saunaofen umbauen und umfunktionieren wollten. Also tiefer in die Materie einsteigen und mit den Herstellern sprechen. Und mit Tiefe meine ich, dass ich mich am Ende sogar mit ISO Normen und deren rechtlichen Verbindungen auseinandersetzen durfte. Am Ende hatte der Bullerjan keine ISO Norm zur Nutzung in und für Saunen und eine neue ISO Zertifizierung kostet auch nur dezent mehr als meine SVauna selbst. Dank an die deutsche Bürokratie.

Nützt ja nichts. Plan überarbeiten und das Internet totgooglen. Und irgendwann bin ich tatsächlich fündig geworden. Harvia sollte es werden. Ein großer Gitterofen mit ausreichend großer Brennkammer fürs Holz und einem Fassungsvermögen für 200 kg (!!!!) Saunasteine. Aber auch das reichte noch nicht - denn auch die aufgestetzte Gitterverkleidung für das Ofenrohr musste her. Mit weiteren 50kg Saunasteinen. Und eins schwöre ich Euch. 250kg heiße Saunasteine bieten mehr als ausreichend Fassungsvermögen, um einen gesamten Wassereimer aufzugießen. Willkommen im Schwitz- und Dampf-Wonderland.  

Ist auch mal etwas schief gelaufen?

Tatsächlich eine Menge, aber es war ein wirklich ein unmöglicher Fauxpas dabei, der mir passiert ist, den ich vor Scham am liebsten gar nicht teilen wollen würde, aber ihr solltet es erfahren... :D 

 

Wir waren gerade dabei, den Unterboden für die Terrassendielen vorzubereiten. Dafür mussten wir reichlich Dachlatten miteinander und an den Blockbohlen verschrauben. "Schrauben kann ich". Ganz selbstbewusst. Und mir wurde auch entsprechendes Vertrauen zugesprochen.

Rein in die SVauna. Ab auf die Knie und die Schrauben reinballern. Monotonie führt zu abschwächender Konzentration. Aber ich ballerte fleißig stumpf weiter hunderte Schrauben durch das Holz. Bei einer der Schrauben, die von innen in die Rückseite geschraubt werden wollte, kam ich dann kurz ins stocken und überlegen und fing dann voller Schock erst einmal an zu lachen. "Ey, du glaubst es kaum, aber ich habe gerade fast eine Schraube durch die in der Wand laufende Duschleitung geschraubt. Hahaha." Und bekam nur erwiedert "Dein Glück. Wir würden da nie wieder zum Flicken rankommen."

Vollkommen erleichtert machte ich mich weiter ans Schrauben und in einem Leerlaufmoment schaute ich nach links. Zuerst blieb mein Herz stehen, dann hatte ich einen Puls von 800. Ich versuchte aber, mir nichts anmerken zu lassen und rutschte langsam rüber an eine Stelle, an der ich eine Schraube in die Rückwand gehauen hatte. Ein schlimmes Gefühl im Magen machte sich breit... "Fuck, ich habe ganz am Anfang in eine Duschleitung geschraubt.". Panik und Aufregung waren groß. Wir haben schnell die Hauswerkpumpe angeschmissen und mit Wasser versorgt. Aus der Dusche kam noch Wasser. Aber. Leider kam auch Wasser in den Innenraum der SVauna. Ich hatte es tatsächlich verbockt. Noch mehr Verzweiflung machte sich breit. Stundenlang haben wir beratschlagt und gerätselt, wie wir meinen Fehler beheben, ohne die ganze SVauna wieder auseinander zu bauen. Viel Muße und einige Drinks später haben wir tatsächlich á la "Typisch Mann" den einfachsten und pragmatischsten Weg genommen und gefühlte 2 kg Kunstharz in das Loch gepumpt. Toi toi toi - bisher hält es :D